Wolf Schneider lässt sich das Internet ausdrucken. Das ist keineswegs ein Scherz. Deshalb auch nochmals seine deplazierten und sympathieträchtigen Herablassungen gegen Geschwätz in Blogs. Wieder einmal geht es um das Gelesenwerdenwollen. Schneider befehdet das Belanglose. Der Aphorismus, den er würdigt, ist kurz. Ist es der wertvollere Tweet? Wohl kaum. Im Gegensatz zu ihm als Textkritiker wissen Blogschreiber sehr präzise wie stark sie gelesen werden. Bei mir interessieren sich meine “Leser” vor allem für Lubuntu. Werde ich deshalb mehr zu Lubuntu schreiben? Was bringt das mir?
Was mir auf jeden Fall etwas bringt ist eine Information über die Kulturszene in Riga, denn Riga ist nur einen Billigflieger entfernt; doch ich spreche die Sprache nicht. Als Leser möchte ich gar nicht das lesen, was allen gefallen soll. Dann nämlich wär ich bei belanglosen Holzmedien wie BILD und Stern aufgehoben. Die sind nicht zum Lesen, sondern für das Wartezimmer beim Zahnarzt. Zeitung ist nur relevant, wenn das Thema so speziell ist, dass es mein Interesse weckt. Knackige Nachrichten rauschen vorbei.
Nicht Sprachknappheit sondern prägnanter Sprachstrohduktus überlebt, weil er sich ums Gehirn windet. “Kulturindustrie ist willentliche Integration ihrer Abnehmer von oben.” Es sollte immer eine persönliche Mitteilung sein, individuell und unverwechselbar. Die geschliffene und knappe Sprache ist Teflon. Sie bleibt nicht hängen. Sie spricht zu mir nicht, da spricht keiner, der mir etwas mitzuteilen hat. Teflon spricht ein Schwätzer, ein Journalist z.B., ein Werbemensch z.B., aber kein Fachmann, der etwas von der Sache versteht.
Eigenartig…
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